Nachdem es schon vor Jahren viel Kritik an den sogenannten Blutstutenmarkt in Südamerika gab, und dies bundes- und sogar EU-weit für Furore sorgte, wurde der Markt nach Europa – und hier v.a. nach Island – verlagert.
Für die Blutentnahme werden die halbwild gehaltenen Islandstuten gewaltsam in Fixierstände verbracht, wo ihnen unter tierquälerischen Bedingungen allwöchentlich 5 Liter Blut abgenommen werden. So müssen sie durch Anwendung von Schlägen und Tritten von ihren Fohlen getrennt und in die Stände getrieben werden; dort panisch durch alte Bretterverschläge eingeengt, werden sie an Kopf und Rücken fixiert, um ihnen die zur Blutabnahme nötige Kanüle zu setzen. Gelingt dies, so verlassen die Stuten nach der Prozedur entweder in völliger Flucht- und Panikreaktion den Fixierstand oder taumeln geschwächt aus diesem heraus.
Aktuelles Filmmaterial und die tierschutzrechtliche Einschätzung der Gießener Universitätsprofessorin Frau Stefanie Krämer dazu finden sie hier: YouTubeÖffnet sich in einem neuen Fenster
Schon in 2017, als die Produktion des Hormones v.a. in Uruguay stattfand, hatten u.a. Tierärzteverbände aber auch die Agrarministerkonferenz ein Importstopp von PMSG gefordert, zumindest so lange, bis eine tierschutzgerechte Produktion und eine Verwendung nur tierschutzgerecht hergestellter PMSG sichergestellt ist. Auch wurde seiner Zeit gefordert, sich für den Einsatz zugelassener synthetischer Alternativen zu PMSG, von denen es mittlerweile nach Angabe der Bundesregierung 36 (!) gibt, einzusetzen sowie Vereinbarungen mit der pharmazeutischen Industrie und dem Lebensmitteleinzelhandel zu schließen, die den Einsatz von Präparaten mit diesem Wirkstoff auf ein unerlässliches Maß beschränken.
Die einzige Änderung, die sich allerdings in den letzten fünf Jahren ergeben hat ist, dass die Produktion von Südamerika nach Island verlagert wurde!
Ein Import- bzw. Verwendungsstopp – insbesondere im Rahmen der Sauenbefruchtung – ist daher mehr als überfällig!
Andere europäische Länder sind hier deutlich aktiver als Deutschland und gehen voraus. So haben nach den Veröffentlichungen in den Medien der Schweizer Bauernverband sowie die Suisseporcs (=Schweizer Schweinezuchtverband) am 2.05.2022 erklärt, per 01.09.2022 den Einsatz von PMSG für alle Tierkategorien zu beenden. Andere Länder wollen diesem Beispiel folgen, wie bspw. die Niederlande, Dänemark, Polen und Österreich.
Der bereits angeschlagene Ruf der deutschen Landwirtschaft wird durch die neuerlichen Berichte sicher erneut leiden, insbesondere wenn der Deutsche Bauernverband sich nicht sehr interessiert an der Sache zeigen wird. Es ist sicherlich schwer vermittelbar, dass die heute schon sehr in die Kritik geratene landwirtschaftliche Schweinezucht sich extrem tierquälerisch gewonnenen Medikamenten bedient.