Alpakas

Neuweltkameliden

Lama- oder Alpakatrekking ist ein beliebtes Freizeitvergnügen - auch für die Tiere?

Die sogenannten Neuweltkameliden - Lamas, Guanakos (Wildform der Lamas), Alpakas und Vikunjas (Wildform der Alpakas) unterscheiden sich von den Altweltkameliden (Dromedare, Trampeltier mit Vorkommen in Asien und Afrika) durch das Fehlen eines Höckers und ihre geringere Größe. Wie der Name verrät, stammen Neuweltkameliden aus der „neuen Welt“, genauer gesagt Südamerika. Immer häufiger trifft man sie aber auch als Weidetiere in unseren Breiten an.

Sie sind beliebt wegen ihres niedlichen Aussehens, ihrer Wolle und sogar als Trekkingbegleiter.

Im Gegensatz zur Wolle regionaler Schafrassen, für die sich kaum Verwendung findet, lässt sich Alpakawolle sehr gut vermarkten. Und auch die zunehmend angebotenen Alpaka-Wanderungen sind wirtschaftlich interessant.

Das niedliche Aussehen darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um Tiere handelt, die vom Charakter eher reserviert sind und sicher lieber in der Herde unter ihresgleichen leben wollen, statt mit ständig wechselnden menschlichen Begleitern umherzuwandern.

Sollten Alpakas wandern?

Auch wenn viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer denken, sie würden den Tieren etwas Gutes tun, indem sie ihnen Bewegung und Beschäftigung verschaffen: Lama- und Alpaka-Wanderungen sind durchaus kritisch zu sehen.

Es ist zwar möglich, solche Touren tiergerecht durchzuführen, sofern die einzelnen Tiere z.B. charakterlich geeignet, die Einsatzzeiten begrenzt und die Traglasten angemessen sind sowie ausreichende Futter- und Ruhepausen eingehalten werden. Außerdem sollten keine Touren bei sommerlicher Hitze stattfinden, sie schaden den Tieren, die an Temperaturen von maximal 20° C angepasst sind. Tiere in einer artgerechten Freilauf- und Herdenhaltung sind aber in der Lage, sich ausreichend selbst zu beschäftigen und benötigen keine Wanderungen als Ausgleich.

Fragen Sie sich, ob es denn wirklich sein muss, Lamas oder Alpakas auf diese Weise zum Freizeitvergnügen zu nutzen, oder ob es vielleicht auch reicht, sie „nur“ auf der Weide zu beobachten. Auch Kindern kann man Freude an Tieren und den respektvollen Umgang mit ihnen vermitteln, ohne „ein Erlebnis“ daraus machen zu müssen.

Aufwändige und kostenintensive Haltung

Für die artgerechte Haltung ist eine große, permanent zugängliche Weide unabdingbar. Werden Kleinkamele dauernd im Freien gehalten, müssen natürliche oder künstliche Unterstände jederzeit leicht zugänglich sein und auch sämtlichen Tieren gleichzeitig Schutz vor der Witterung bieten. Die Einzäunung des Auslaufs muss ausbruchsicher und gut sichtbar sein. Geeignet sind Drahtzäune oder Holzzäune mit mehreren Querlatten. Elektrozäune mit mehreren Bändern können verwendet werden. Da Neuweltkameliden durch ihre dichte Wolle gut isoliert sind, sind Elektrozäune unter Umständen nicht ausbruchssicher.

Die Tiere wälzen sich gerne am Boden oder scheuern sich an Steinen und Zäunen.Scheuermöglichkeiten als auch ein Wälzplatz sind daher nötig. Auf befestigten Flächen muss dafür Erde, Sand oder Häcksel angeboten werden.

Da sie hervorragende Futterverwerter sind, sind sie auf energiearmes, rohfaserreiches Raufutter angewiesen. Viele Weiden sind viel zu fett und daher, außer für trächtige/säugende Stuten und Fohlen im Wachstum, ungeeignet.

Lamas und Alpakas haben im Unterkiefer Schneidezähne, die ständig nachwachsen und durch häufiges Schälen von Zweigen (z.B. Hasel, Birke, Ahorn, Apfelbaum) abgenutzt werden müssen. Hengste bilden ab einem Alter von zwei Jahren in Ober- und Unterkiefer spitze Kampfzähne aus, mit denen sie Artgenossen erheblich verletzen können. Das Wachstum der Zähne muss regelmäßig überprüft, die Zähne müssen nach Bedarf durch eine Tierärztin oder einen Tierarzt gekürzt werden.

Einmal jährlich im Frühjahr (April/Mai) müssen sie professionell geschoren werden.

Eine fachgerechte Parasitenbekämpfung inkl. regelmäßiger Kotuntersuchung auf Kokzidien und Würmer ist ebenfalls unabdingbar.

Kameliden laufen auf Schwielen. Der vordere Bereich der beiden Zehen jedes Fußes ist oben durch einen Nagel geschützt. Diese Nägel und die Sohlenfläche der Füßesollten regelmäßig kontrolliert werden. Die Nägel müssen gegebenenfalls ein- bis zweimal jährlich professionell geschnitten werden.

Lamas und Alpakas als Herdenschützer?

Vor allem die größeren Lamas werden mittlerweile sogar zum Schutz von Schafherden gegen Wölfe eingesetzt! Die Schutzwirkung beruht auf einer natürlichen Abneigung gegenüber fremden Eindringlingen, insbesondere gegenüber Hundeartigen. Außerdem können sie zu verschiedenen Tierarten eine soziale Bindung aufbauen verteidigen diese dann auch gegen artfremde Tiere.

  • Lamas und Alpakas stoßen bei Gefahr einen Warnschrei aus und stellen sich zwischen Angreifer und Herde, oder greifen an.
  • Sie rennen auf den Angreifer zu und versuchen ihn mit heftigem Stampfen, Ausschlagen und Beißen zu vertreiben.
  • Sie sind sehr aufmerksam und neugierig. Sie patrouillieren in der Herde oder halten auf erhöhten Punkten Ausschau.
  • Lamas sind große und stolze Tiere und wirken dadurch schon abschreckend.

Lamas sind deshalb für immer mehr Schäfer eine Alternative zum ausgebildeten Herdenschutzhund und könnten ergänzend eingesetzt werden, vor allem in homogenen und gut überschaubaren kleinen Nutztierherden. Das heißt aber keinesfalls, dass es eine einfachere oder günstigere Lösung wäre, weil man vermeintlich nur (mindestens) zwei weitere Tiere mit in die Herde stellt. In jedem Fall muss – wie für Herdenschutzhunde auch - ein Witterungsschutz mit Liegefläche vorhanden sein. Eine Förderung für Lamas und Alpakas als Herdenschutztiere gibt es in Hessen übrigens derzeit nicht.

Die Haltung von Lamas und Alpakas zusammen mit Schafherden ist also leider kein Selbstläufer, sondern mit Aufwand für deren artgerechte Haltung und Pflege verbunden. Eine Anschaffung muss gut überlegt sein und sollte nur nach intensiver Auseinandersetzung mit der Tierart erfolgen.

Informationen zum Herdenschutz mit Lamas (PDF, AGRIDEA 2019)Öffnet sich in einem neuen Fenster

 

Quellen:

TVT Merkblatt Nr. 131.8
STS Merkblatt Nutztiere – Lamas und Alpakas
https://chwolf.org/woelfe-in-der-schweiz/herdenschutz/herdenschutz-mit-lamas-und-alpakasÖffnet sich in einem neuen Fenster