Exotische Wildtiere

Exotische Wildtiere in Privathand

Der Handel mit und die Haltung von 'exotischen' und für den Menschen zum Teil in nicht unerheblichem Maß gefährlichen Tieren (Reptilien, Amphibien, giftige Spinnen und Skorpione sowie große Säugetierarten, insbesondere Raubkatzen) erfreut sich zunehmender Beliebtheit.

So wurden bespielsweise am Frankfurter Flughafen in den Jahren von 2011 bis 2013 zwischen 540.000 und bis zu über 700.000 Reptilien pro Jahr eingeführt.

Die Gründe für den Anstieg sind vielschichtig und ergeben sich nach den Feststellungen der Landestierschutzbeauftragten aus Folgendem:

Die Erweiterung der Europäischen Union nach Osten und die damit verbundene Verschiebung der EU-Außengrenze haben dazu geführt, dass der (illegale) Tierhandel enorme Zuwachsraten verzeichnet. Ferner werden die Tiere im Gegensatz zu früher nicht nur über Zoohandlungen und qualifizierte Züchterbetriebe verkauft, sondern zwischenzeitlich über Kleinanzeigen in Tageszeitungen und anderen Publikationen offeriert, was nicht nur beim (sachkundigen) Fachpublikum zu einem erhöhten Interesse geführt hat. Schließlich hat das Informations- und Kommunikationsmedium Internet maßgeblich zu einer Öffnung des Marktes beigetragen, wobei gerade hier nicht selten zumindest zweifelhafte Anbieter auftreten dürften, bei denen die Gewinnmaximierung den gebotenen Arten- und Tierschutz nahezu vollständig in den Hintergrund treten lässt und eine qualifizierte Beratung der Kaufinteressenten nicht stattfindet.
Letzteres gilt auch für die sich immer größerer Beliebtheit erfreuenden Ausstellungs- und Verkaufsbörsen, bei denen neben Liebhabern und seriösen Züchtern vor allem gewerbliche Händler jeglicher Art ihre Geschäfte abwickeln.

Reptilienbörsen entwickelten sich eigentlich als Tausch- und Verkaufsmöglichkeit für Reptilienliebhaber. Inzwischen wurden sie aber zu flohmarktähnlichen Verkaufsstätten für gewerbliche Händler aus der ganzen EU.
Zwar gibt es die „Leitlinien für Reptilienbörsen“, diese entsprechen aber nicht dem Stand der Wissenschaft und werden oft nur unzureichend überwacht. Dies wurde sowohl von verschiedenen Verbänden als auch von Wissenschaftlern immer wieder belegt.

Eine kürzlich erschienene Broschüre „Wildnis im Wohnzimmer“ ist über Pro Wildlife erhältlich.

Nach Auffassung der LBT sollten gewerbliche Reptilienbörsen nicht mehr gestattet werden. Nähere Informationen erhalten Sie in der Pressemitteilung vom 03.05.2012.

Abgesehen von den Erhebungen des Bundesamtes für Naturschutz liegen zwar keine präzisen Zahlen über Einfuhr und Haltung von exotischen Tieren vor, weil es insoweit an entsprechenden tierschutzrechtlichen Meldepflichten fehlt. Gleichwohl wurden (und werden) den Behörden eine Vielzahl solcher Haltungen nebst den daraus entstehenden Problemen bekannt, wobei entsprechende Feststellungen zumeist nur zufällig anhand von Anzeigen und Internetseiten sowie aus tierärztlichen Erfahrungsberichten getroffen werden können.

Aus der Haltung von gefährlichen Tieren, das heißt solchen, bei denen der Umgang wegen der ihnen eigentümlichen Veranlagungen oder Verhaltensweisen zu Verletzungen oder Schäden führen kann, ergeben sich im Einzelfall erhebliche Risiken für das Leben und die körperliche Unversehrtheit von Menschen.

Deshalb hat Hessen 2007 die Haltung derartiger Tiere in Privathand grundsätzlich untersagt. Demnach ist die Haltung gefährlicher Arten Privatleuten nach §43a HSOG (Hessisches Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung) verboten.

Zur Illustration mag ein (außerhalb Hessens spielender) Vorfall dienen, bei welchem im Dezember 2013 ein Besitzer eine Schwarzschwanzklapperschlange in die Hand gebissen wurde und erst nach mehrfacher Gegengiftabgabe nach zehn Tagen die Intensivstation verlassen konnte. Desweiteren fand ein Vermieter im Oktober 2014 19 Klapperschlangen in seiner Wohnung, nachdem der Mieter ausgezogen war.

Auch in Hessen häufen sich die Haltungen und damit verbundene Vorfälle von exotischen Tieren von Jahr zu Jahr. Aktuell wurde Anfang des Jahres 2015 am Erfelder Rheinufer eine tote 3,42 Meter lange Tigerpython gefunden. Weiterhin wurde im Baum eines Gartens in Pfungstadt ein grüner Leguan gesichtet, der von der Feuerwehr eingefangen wurde. Im Rechen eines Wasserkraftwerkes wurden in einem Müllsack etwa 20 tote Boas gefunden, davon 10 Babyschlangen. 

Die Landestierschutzbeauftragte hatte seinerseit eine Abfrage bei den hessischen Veterinär- und Artenschutzbehörden durchgeführt. Diese Umfrage ergab eine Vielzahl verschiedenster Exoten in Privatwohnungen. Auch bis heute halten viele Privatpersonen alle möglichen Arten exotischer Tiere wie beispielsweise Tigerpythons, Rhesusaffen, bestimmte Spinnen und Skorpione, Bennett-Känguru oder auch Bartagamen.

Insgesamt gesehen handelt es sich hierbei nur um die 'Spitze eines Eisberges'. Es ist davon auszugehen, dass darüber hinaus zahlreiche weitere Tierarten (auch Giftschlangen, Skorpione, Giftspinnen und Hundertfüßler/Scoloppender) privat gehalten werden, die entweder nicht meldepflichtig oder nicht artgeschützt sind.

Diese Risiken potenzieren sich, wenn die Tiere auf Grund fehlender Sachkenntnis der Eigentümer nicht artgerecht gehalten werden. Letzteres ist nach Erkenntnissen der Landestierschutzbeauftragten weitaus häufiger der Fall als bislang angenommen und resultiert oftmals aus dem Umstand, dass die Tiere von den Haltern - einem Modetrend folgend - erworben werden und dann nicht selten unter schlimmsten Bedingungen vegetieren. Dabei muss davon ausgegangen werden, dass das durch die Medienberichterstattung bekannt gewordene 'Krokodil in der Badewanne einer Mietwohnung' kein bedauerlicher Einzelfall ist. Dass die nicht sach- und artgerechte Haltung auch eine Gefährdung der Tiere selbst nach sich zieht, dürfte im Übrigen unstreitig sein.

Dass mit dem Kontakt zu Tieren oder tierischen Erzeugnissen auch Krankheiten übertragen werden können, ist schon lange bekannt. Die Salmonellose ist eine davon.

In der Regel erfolgt die Aufnahme der Bakterien durch die Nahrung, sodass Salmonellose zu den klassischen Lebensmittelinfektionen zu zählen ist. Aber auch durch den Kontakt mit Tieren, die Salmonellen in oder auf sich tragen und auch ausscheiden, kann eine Übertragung auf den Menschen erfolgen; hier sind insbesondere die Reptilien als Infektionsquelle zu nennen. Reptilien gelten als gern gehaltene Heimtieren, sind aber zu einem hohen Prozentsatz (zum Teil über 90%) Salmonellenträger und scheiden diese auch aus. Eine besondere Infektionsgefährdung liegt dabei bei Säuglingen und Kleinkindern sowie immungeschwächten Personen vor. Bei Säuglingen kann eine Darminfektion schnell lebensgefährlich sein.

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