Sogenannte Derby-Schläge funktionieren laut Internetrecherche wohl wie folgt:
- Die Tauben werden von Züchtern gegen Entgelt (i.d.R. 150-200 Euro pro Taube) zum jeweiligen Veranstalter / Derbyschlag verbracht und dort übergeben.
- Sie gehen dann in das Eigentum des Veranstalters über.
- Dieser hält die abgegebenen Tauben dort über eine Saison, füttert sie, kümmert sich und trainiert sie für die anschließenden Rennen.
- Es werden Trainings- und Wettkampf-Flüge durchgeführt (gewertet im Wettkampf dann meist 3-4 Flüge über diverse Distanzen steigernd bis ca. 600km).
- Nach dem Finalflug (=der weiteste) folgt eine große Siegerehrung mit Fest usw.
Preisgelder variieren und können (in D) bis im fünfstelligen Bereich liegen. - Am Ende der Saison werden die Tauben versteigert. 50% des Erlöses geht an den Züchter, 50% an den Veranstalter.
- Was mit den Tieren passiert, die nicht platziert sind und keinen Käufer finden, ist unklar.
In Deutschland gibt es beispielsweise folgende Ausrichter von Rennen:
- „Preußen Derby“ in Müncheberg,
- „Internationales Ostseerennen“ in Neustadt
- „Frankenderby Steger“ in Leutenbach,
- „Ruhr.2017“ in Essen,
- „Schleswig-Holstein-Derby“ in Neumünster und
- „Ostseeflug Usedom“ in Neppermin.
Da die Veranstaltungen gewerbsmäßig betrieben werden, besteht aus Sicht der LBT vermutlich Erlaubnispflicht gem. § 11 TierSchG. Außerdem könnte § 3 Nr.1 (Überforderung) oder gar § 3 Nr. 3 ("Aussetzen") betroffen sein.
Auch eine Einstufung als illegales Glücksspiel steht im Raum: Es gibt bei diesen Rennen immer wieder entsprechende Anzeigen. Begründung: Die Züchter würden ihre Tiere Monate vor dem Wettbewerb abgeben. Ob ihre Taube gewinne, sei Zufall und mit einer „gehörigen Portion Glück“ verbunden. Einfluss könnten weder die Züchter noch die Veranstalter nehmen.
Kurzinfo:
Prinzipiell fliegen bei solchen organisierten Veranstaltungen oft mehr als 1500 Tauben um die Wette. Der Höchstgewinn beträgt zum Teil auch in Deutschland 15.000 Euro. Für ca. 150-200 Euro Startgebühr werden Futter, Unterbringung, Preisgelder, Steuern und Angestellte bezahlt. Wochen vor den ersten Trainingsflügen kommen die Vögel in den Schlag des jeweiligen Veranstalters.
Im je nach Veranstaltung beginnen März bis Juni die Trainingsflüge. Mitte Juli bis September folgen dann die Events.
Durch den Wettbewerbscharakter fällt das Ganze aus Sicht der LBT unter die Erlaubnispflicht. Auch könnten u.U. § 3 Nr.1 und Nr.3 TierSchG einschlägig sein.
Infos zum weltweit größten Taubenrennen in Südafrika «Millionen Dollar Pigeon Race»
Eines der weltgrößten TaubenrennenÖffnet sich in einem neuen Fenster, ist das «Million Dollar Pigeon Race» in Südafrika. Es gerät häufig in die Kritik von Tierschützern.
Von 1548 Renntauben, die am Start in 2020 freigelassen worden waren, seien nur 675 Tauben am Ziel eingetroffen. Dies berichtete der nationale Tierschutzverband NSPCA.
Die Organisatoren bestätigten am Dienstag die hohe Verlustrate in diesem Jahr und gaben sie mit rund 55 Prozent an.
Die Tauben legten bei dem Rennen eine Strecke von knapp 600 Kilometern zurück. Das Preisgeld betrug eine Million Dollar (rund 900'000 Euro). Insgesamt waren 3377 Tauben aus aller Welt gemeldet, die zur Identifizierung Ringe trugen.
Seit Oktober 2019 wurden die Tiere auf dem Gelände einer Golf-Lodge bei Trainingsflügen vorbereitet. Nach Angaben der NSPCA gingen auch dabei viele Tauben verloren. Sie spricht von 2702 verschwundenen Vögeln während der ganzen Saison.
«Es ist schockierend, dass 80 Prozent der Tauben während der ganzen Saison verschwinden. Und die Verluste von der Taubenrenngemeinschaft akzeptiert zu werden scheinen», kritisierte NSPCA-Manager Arno De Klerk.
Die Taubenzucht erfreut sich in mittel- und osteuropäischen Ländern, aber auch China großer Beliebtheit. Halter züchten die Tiere speziell auf Leistung und bereiten sie auf eine Schnellflugkarriere vor.