Regional und nachhaltig: Die LBT fördert eine zukunftsfähige Landwirtschaft in Hessen. Tierwohl ist dabei ein besonders wichtiges Kriterium. In 2022 wurden gleich drei Tierhaltungen für ihr vorbildliches Engagement ausgezeichnet.
Tradition mit Moderne verbinden: Erster Platz für Wanderschäferei in Diemelstadt
Den mit 5.000 Euro dotierten ersten Preis erhielt die Wanderschäferei Pieper in Diemelstadt. „Der Biobetrieb verbindet die traditionelle Wanderschäferei mit technischem Fortschritt und einer Haltung, die das Tierwohl im Fokus hat“, so die Landestierschutzbeauftragte. 600 Mutterschafe werden auf ca. 120 Hektar Land gehalten. Die Schafe leben in Gruppen, um die Mutterschafe ihrem Trächtigkeitsstatus angepasst füttern zu können. Vor und nach der Geburt der Lämmer werden sie von der Weide in den Stall gebracht und verbringen mit ihren Lämmern einige Tage in speziellen Buchten, in denen sie beobachtet und bei Bedarf unterstützt und behandelt werden können. Nach rund drei Wochen kommen die Tiere wieder auf die Weide. Mit einer mobilen Behandlungsanlage werden Daten für jedes Tier erfasst und für individuell bestmögliche Behandlungen ausgewertet. Das Tierwohl steht von Geburt bis zur Schlachtung und Vermarktung immer im Vordergrund. Für eine möglichst stressfreie Schlachtung der Lämmer auf der Weide steht eine eigene EU-zertifizierte Schlachtstätte bereit.
Darüber hinaus engagiert sich die Familie Pieper in der Jugendarbeit. Im Rahmen der „sozialen Wanderschäferei“ könne Jugendliche im Betrieb mitarbeiten und Verantwortung übernehmen. Zudem bietet der Familienbetrieb die Möglichkeit zur Ausbildung an. Damit trägt er zum Erhalt des so wichtigen Schäferberufes bei.
Artgerechte Haltung mit viel Auslauf: Zweiter Platz für den Hof Eselsmühle aus Lohra
Den zweiten, mit 4.000 Euro dotierten Preis, erhielt der Hof Eselsmühle in Lohra. „Der Hof setzt sich mit beeindruckendem Engagement für eine tierwohlgerechte Haltung seiner Angus-Rinder, Puten und Pferde ein und hat die Ställe den Bedürfnissen der verschiedenen Tiere angepasst“, erklärte die Landestierschutzbeauftragte bei der Preisverleihung. So leben die Angus-Rinder im Winter in Kaltluftställen mit Stroheinstreu und einer offenen Seite. So können die Kälber auch nach ihrer Geburt im Winter unterschiedliche Klimareize erleben. Bei der Trennung der Kälber von ihren Müttern mit acht bis neun Monaten wird der Stress minimiert, indem die Kühe und Kälber mehrere Tage getrennt auf Weiden nebeneinander mit Sichtkontakt gehalten werden. Während die Rinder im Sommer auf den Weiden leben, können im leeren Kuhstall Puten mit Freilauf gehalten werden. Den Puten wird der Schnabel nicht gekürzt. Um Picken zu vermeiden, setzt der Hof stattdessen auf artgerechte Haltung. Es gibt auf dem Biobetrieb Sitzstangen, Sandbäder und viele Unterschlupfmöglichkeiten im Grünlandauslauf. Die Pferde sind in Gruppen in einem Aktiv-Bewegungsstall mit individueller Fütterung und einer durchdachten Anordnung der Fress- und Ruhe- sowie Bewegungsbereiche untergebracht.
Zuchterfolg und Tierwohl verbinden: Dritter Platz an Betrieb Dr. Steinhauer aus Waldbrunn
Den mit 1.000 Euro dotierten dritten Platz erhielt der Betrieb Dr. Steinhauer aus Waldbrunn. „Der Hof verbindet Zuchterfolge mit dem Wohlbefinden der Tiere, das zahlt sich aus“, erklärte Landestierschutzbeauftragte Martin. Die Charolaisrinder des Familienbetriebs leben fast das ganze Jahr auf der Weide. Darüber hinaus steht ihnen aber auch ein großer, luftiger und täglich frisch eingestreuter Stall zur Verfügung. Hier verbringen Mutterkühe und Kälber ihre Nächte, damit sie bei Bedarf unterstützt werden können. Die Jungtiere bleiben etwa sieben bis neun Monate lang bei der Mutter. Neben großem Auslauf, Zuchtpausen, viel Sonnenlicht und Frischluft setzt Familie Steinhauer auch auf eine gute Futterqualität durch eigenen Anbau. Auch die Schlachtung erfolgt auf dem Hof, sodass Stress für die Tiere durch Transport oder unbekannte Umgebung vermieden wird.
„Alle ausgezeichneten Höfe zeigen wie moderne, tierwohlgerechte Haltung funktionieren kann. Ich gratuliere ganz herzlich“, schloss Landestierschutzbeauftragte, Dr. Madeleine Martin.
Hintergrund
Vergeben wird der Preis alle zwei Jahre. Die Bewerbungen werden von einer achtköpfigen Jury bewertet, die die Einsendungen unter anderem hinsichtlich ihres Vorbildcharakters, der Einzigartigkeit oder der Übertragbarkeit auf andere Betriebe prüft.