Die EU sieht für invasive Tierarten, die in einer Region heimisch geworden sind, ausdrücklich die Tötung nicht als alleinige Managementmaßnahme, sondern fordert die Mitgliedsstaaten daneben zu anderen Vorgehensweisen auf.
Dem werden wir zur Zeit nicht gerecht.
Maßnahmen zur Unfruchtbarmachung haben sich bei der Reduktion von Populationen verschiedener wildlebender oder verwilderter Arten (z.B. Katzen, Tauben und Nutrias), wissenschaftlich gesichert, als zielführend erwiesen und werden in anderen EU-Mitgliedsstaaten auch erfolgreich genutzt.
Beim Waschbären gibt es kontroverse Meinungen in der Wissenschaft zur Wirksamkeit einer Sterilisation, was ja in vielen wissenschaftlichen Fragen so ist. Letztlich bringt genau diese Divergenz bzw. die daraus resultierenden Erkenntnisse durch Forschung auch wissenschaftlichen Fortschritt.
Die Stadt Kassel hatte vergangenes Jahr zu einem Brain-Storming-Treffen Jäger, Wissenschaftler, Tierschützer, Behörden und auch die LBT geladen. Dort wurde eben auch die Unfruchtbarmachung von Waschbären diskutiert und von mir, als Pilotprojekt zur Klärung offener Fragen, ausdrücklich vorgeschlagen und unterstützt.
Das vorliegende Projekt wird nicht nur von der Stadt und dem Veterinäramt, sondern von vielen Menschen getragen, auch von Tierärzten und Jägern aus der Praxis. Es werden dafür keine staatlichen Gelder genutzt.
Dabei steht die Tötung von Waschbären im Rahmen des Artenschutzes, um besondere Populationen zu sichern, nicht in der Diskussion. Die Frage der Ausbreitung von Waschbären insbesondere in städtischen Bezirken, die befriedet sind, ist durch die Jagd nicht lösbar.
Nach Abschluss des Projektes, das von der Uni Bonn begleitet wird, kann man endlich belastbare Rückschlüsse ziehen, ob die Unfruchtbarmachung bei Waschbären zur Verringerung oder zumindest Stabilisierung der Population ein taugliches Mittel sein kann.
Stellt sie sich als nicht zielführend heraus, hat sich die Diskussion darum erledigt. Erweist sie sich als hilfreich, wäre dies für viele Regionen wichtig, es sollte der EU übermittelt werden und die Managementmaßnahme zukünftig in realistischen Strategien angewandt werden.