Sauen im Kastenstand

Landestierschutzbeauftragte Hessen

Kastenstände sind nicht zukunftsfähig!

Im Zusammenhang mit der immer noch nicht abgeschlossenen Debatte über die Sauenhaltung der Zukunft in Deutschland betont die Landestierschutzbeauftragte Hessens, Madeleine Martin, nochmals, dass eine zukunftsfähige Landwirtschaft, die Akzeptanz bei der Bevölkerung finden will, sich von Haltungssystemen verabschieden muss, die nachweislich tierschutzwidrig und auch der Öffentlichkeit nicht zu vermitteln sind: Dies gilt nach Martins Auffassung natürlich für die ganzjährige Anbindehaltung von Rindern, aber auch für die üblichen Kastenstandsysteme für Sauen. “Kastenstandsysteme im Deckbereich sind wegen der Unmöglichkeit des ungestörten Liegens für die Sauen, aber auch weil die Tiere darin thermoregulatorisches Verhalten nicht ausüben können“, so Martin heute in Wiesbaden.
Die LBT führt dazu weiter aus: „Schweine können nicht schwitzen, nur sehr limitiert hecheln und sind wegen ihres schwachen Herz- und Gefäßsystems besonders anfällig für Hitzestress. Ihr Unterhautfett wirkt isolierend und beeinträchtigt die Wärmeabgabe über die Haut. Deshalb suchen Schweine bei hohen Temperaturen Areale (in freier Natur Suhlen) auf, wo sie sich aktiv abkühlen können. Suhlen ist die erste Verhaltensänderung, die Schweine bei einem Temperaturanstieg zeigen. Im Stall wählen sie gut wärmeableitende Böden und vermeiden, anders als in der Kälte, Körperkontakt zu anderen Schweinen. Dies alles wird den Tieren in Kastenständen unmöglich gemacht,“ so Martin.
„Längst wissen wir, dass Sommertage mit hohen Temperaturen und längere Hitzeperioden immer häufiger werden. Über 25 Grad ist für Schweine eine Belastung, ohne Abkühlung eine erhebliche. Mit dem Festhalten am Kastenstand bietet die Bundesregierung den Tieren auch in
dieser Hinsicht zukünftig keine artgemäße, klimaangepasste Haltungsform. Wir brauchen einen zukunftsfähigen Systemwechsel ohne Kastenstände!“ so die Landestierschutzbeauftragte abschließend.


Hintergrundinformation:
Die Kontrolle der Temperatur und Luftfeuchtigkeit spielt eine wichtige Rolle in Bezug auf das Wohlbefinden und die Produktivität von Schweinen.
Unter natürlichen Bedingungen können Schweine ihre Umwelt selbst bestimmen, durch Anpassungen ihrer Futteraufnahme, ihrer Aktivität, ihres Verhaltens und Aufsuchen von Mikroklimata. In der modernen Schweinehaltung sind durch unstrukturierte Haltungsbedingungen und gerade durch die Einzelhaltungen der Sauen keine Wahlmöglichkeiten für die Schweine gegeben.
Der Anstieg der Durchschnittstemperatur innerhalb des letzten Jahrhunderts betrug 0,95°C in Europa und Deutschland mit einem deutlichen Anstieg der Temperatur sogar in den Wintermonaten von bis zu 2,3°C und im Frühjahr von 1,3°C. Auch die Anzahl der Sommertage, definiert durch Temperaturen über 25°C, hat zugenommen sowie die Wahrscheinlichkeit für Hitzetage über 30 Grad und Hitzewellen. Die Eintrittswahrscheinlichkeit für einen heißen Sommer hat sich seit den 70er Jahren verzwanzigfacht. Laut dem Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) liegt der berechnete Anstieg der Temperatur bis zum Jahr 2100 bei 2,5 – 3,5°C im Vergleich zur Referenzperiode von 1961 bis 1990 (Umwelt Bundesamt, 2006). Insgesamt wird eine Zunahme von Hitzewellen prognostiziert (IPCC, 2007).

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