Waschbär an Gewässer

Informationen zum Waschbären

Der Waschbär - Charmanter Langfinger oder Problembär?
Im Weiteren finden Sie Informationen zum Waschbären sowie Handlungsempfehlungen

Lesedauer:5 Minuten

Kleinbär mit Banditenmaske

Der Waschbär stammt ursprünglich aus Nordamerika. Er wurde in Deutschland als Pelzlieferant eingeführt und zur „Bereicherung der Tierwelt“ wurden die ersten vier Tiere 1934 am Edersee hier in Hessen ausgesetzt.

Schnell fand er ideale Lebensbedingungen mit Baumhöhlen, Wasserläufen, Seen und einem reich gedeckten Tisch für den Allesfresser mit Kleinsäugern, Vögeln, Würmern, Schnecken und Insekten, aber auch Wald- und sonstigen Früchten.

Einige Jahre später entkamen zudem in den Wirren der letzten Kriegstage des Zweiten Weltkriegs zusätzlich einige Waschbären aus einer Pelztierzucht in Wolfshagen bei Strausberg östlich von Berlin.

Heute leben nirgendwo in Deutschland so viele Waschbären wie in Nordhessen – und in Kassel befindet sich auch die größte städtische Population. Waschbären gelten als sogenannte Kulturfolger, sie leben gerne in Kleingärten und Park- und Grünanlagen, aber auch in Gewerbe- und Wohngebieten.

Die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere können hervorragend klettern. Sie sind extrem anpassungsfähig, sehr intelligent und gewitzt.

Waschbären sind und bleiben aber stets Wildtiere!!! – Wer sie füttert, gefährdet ihre Gesundheit und wer sie willkürlich in Gefangenschaft holt und hält, nimmt ihnen ihre Lebensqualität!

Handlungsempfehlungen – Mensch und Waschbär - „Ein kleiner Ratgeber“

Waschbären schätzen die Vorzüge, die das Stadtleben so mit sich bringt.

Es ist weitgehend unmöglich, sie von Grundstücken fern zu halten. Vielmehr überwinden sie problemlos Zäune, Mauern und andere Hindernisse.
Die Kleinbären reagieren auf die Gegenwart von Menschen meist gelassen und friedlich. Doch die sind und bleiben Wildtiere, die keinesfalls gefüttert, angefasst oder gar als Haustier gehalten werden sollten.

Tipps zum Umgang mit den kleinen Untermietern bzw. Mitbewohnern:

  • Vermeiden Sie alles, was die Tiere zusätzlich anzieht – also keine Speisereste (Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Brot und Obst) liegen lassen oder auf den Kompost werfen; Garten- und Gemüsereste sind hingegen unproblematisch
  • Müll- und Biotonnen möglichst komplett einhausen (sinnvolle Investition, die viele Jahre wirkt!) bzw. gegen  Umkippen und Öffnen sichern
  • Vogel- und Igelfutter nur in kleinen Mengen bereitstellen, Futterreste/-gefäße abends hereinnehmen (Vogelfutter zieht Waschbären stark an!!)
  • Haustiere nicht draußen füttern, Futterreste nicht draußen stehen lassen
  • Verschließen Sie nachts die Katzenklappe
  • Schneiden Sie Bäume und Sträucher, die an oder über das Dach reichen und als Kletterhilfe dienen können, großzügig zurück (mindestens 1m Abstand)
  • Bringen Sie glatte Blechmanschetten (1 m hoch, 1 m breit) über den Fallrohren der Regenrinne an - Achtung: keine Spikes oder „Hakenkränze“ verwenden - diese sind eher Kletterhilfen!
  • Lassen Sie ein starkes Metallgitter auf dem Schornstein anbringen
  • Verschließen Sie mögliche Einstiege konsequent und mit soliden Baumaterialien
  • Gelbe Säcke sollten erst am Tag der Abholung morgens vor die Tür gestellt oder in verschließbaren Boxen aufbewahrt werden

 

Was eher nicht hilft:

  • Vergrämungsversuche mit Duftstoffen, Geräuschen, Licht oder Ultraschall
  • Fang und Entnahme, z.B. im Rahmen jagdlicher Tätigkeiten – Erhöhung des Jagddruckes führt zur gesteigerten Fortpflanzung bzw. zur Wiederbesetzung frei gewordener Quartiere

 

Management der Waschbären als invasive Art

Management heißt nicht Töten!

Der Waschbär gehört zu den von der EU als invasiv gelisteten Arten, wie etwa auch Nilgans und Nutria. Diese Arten sind in Hessen längst heimisch geworden und weit verbreitet. 

Gleichzeitig sind all diese Arten auch „Kulturfolger“, die die Nähe des Menschen nicht meiden und – besonders, wenn sie gefüttert werden – regelrecht „zahm“ werden können.

Die EU-Verordnung zu invasiven Arten verpflichtet die Mitgliedstaaten, im Bereich der bereits weit verbreiteten, als invasiv gelisteten Arten (das betrifft in Hessen u.a. Waschbär, Nilgans und Nutria) im Rahmen von Managementmaßnahmen die Populationen zu kontrollieren und Schäden möglichst zu minimieren. Eine Pflicht zum Töten gibt es nicht!

Zu der Thematik, dass Töten häufig kein effektiver Weg ist, invasive Arten zu minimieren, gibt es verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen. Es hilft dabei ungemein, den Blick über den Tellerrand aus Hessen zu bewegen und auf Länder zu sehen, die viel länger z.B. mit Waschbären leben, wie die USA oder Kanada. 
Beispielsweise zeigt eine amerikanische Studie an Waschbären auf, dass die Bejagung zu keinerlei Bestandsreduktion führte, sondern lediglich zu einer Verschiebung im Altersklassenaufbau mit einem deutlich höheren Anteil an Jungtieren und trächtigen Weibchen gegenüber unbejagten Populationen.

ROBEL, R.J. et al.: Racoon Populations: Does Human Disturbance Increase Mortality? in Transactions of the Kansas Academy of Science 93 (1-2), 1990, S. 22-27.

Auch interessant ist die Arbeit von Rosatte zu dem Management in Kanada:

ROSATTE, R. C. (1998): Management of raccoons (Procyon lotor) in Ontario, Canada: Do human intervention and disease have significant impact on raccoon populations? Ontario Ministry of Natural Resources, Rabies Research Unit, Ontario, Canada, K9J 8N8

Eine Bejagung erkrankter Tiere im Seuchenfall kann allerdings dem Tierschutz dienen, aber allein um den Bestand zu verringern, ist sie nicht zielführend!!!

So war die Jagd auch in Hessen auf Waschbären rund 60 Jahre uneingeschränkt ganzjährig freigegeben und trotz der ständigen, sachkundigen Bejagung haben sich die Bestände bis heute vervielfacht. Diese Entwicklung allein zeigt, wie verfehlt die alten „Rezepte“ sind. Jagd hat eine lange Tradition, aber wir sollten beim nachhaltigen Umgang mit Ökosystemen moderne, wissenschaftlich basierte, zeitgemäße Ansätze verfolgen, um Schäden durch Waschbären zu minimieren beziehungsweise erst gar nicht entstehen zu lassen.

 

 

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