Mutter Schwein mit Ferkeln in eigener Bucht im Stall.

Neudorfer Haltungssystem – Ralf Remmert – Birth-to-finish

Der konventionell bewirtschaftete Betrieb von Ralf Remmert liegt in Brandenburg. Grundgedanke war, den Schweinen auch im konventionellen Bereich Strukturfutter anbieten zu können, auf Eingriffe zu verzichten und den Tieren Stress zu nehmen. Seit 2018 nimmt der Betrieb an den bundesweiten Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz teil. Im Folgenden werden einige Eckdaten der Schweineproduktion in diesem System beschrieben.

Die LBT hat sich in 2018 selbst ein Bild dieses Haltungssystems machen können und unterstützt ausdrücklich diesen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl für den Bereich des Tierwohls aber auch im Bereich Emissionen, Arbeitssicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter große Vorteile mit sich bringt und zudem sowohl für die konventionelle als auch für die ökologische Haltung geeignet ist.

Grundprinzip ist dabei die sog. Birth-to-finish-Haltung. Hier bleiben die Tiere ein Leben lang in der gleichen Bucht.

Darüber hinaus erfolgt eine Kot-Harn-Trennung durch installierte Kotbänder bei denen die Flüssigkeiten durch die Zwischenräume der Bänder nach unten abgeleitet wird, während der Kot selbst gesondert über die ganz langsam rotierenden Bänder gesondert abtransportiert wird. Durch diese Kot-Harn-Trennung fällt keine Gülle im eigentlichen Sinne an. Die Feststoffe werden auf einer Dungplatte, die (angesäuerte) Flüssigphase Tank- oder Güllebehältern gelagert. Die Ausbringung ist über Pflanzenschutzspritzen möglich.

Das Haltungsverfahren selbst läuft grob skizziert wie folgt ab:

  • Die Sau ferkelt ohne Fixierung in einer knapp 17qm großen Bucht ab
  • Die Säugezeit beträgt 28 Tage (intensiver Sauen-Ferkel-Kontakt, Bodenfütterung, Erlernen der Buchtenstruktur mit Kot-Harn-Trennung durch Kotbänder an einem Ende der komplett planbefestigten der Bucht von der Muttersau)
  • Beim Absetzen werden zwei Nachbarwürfe (vorher durch sog. Sozialgitter getrennt) in eine Bucht aufgestallt; die beiden Muttersauen gehen in die andere freiwerdende Bucht nebenan
  • Der Sozialkontakt zu den Ferkeln bleibt durch die Nähe und das Sozialgitter erhalten
  • Belegung der Sauen bei Rauscheeintritt in dieser Bucht, ohne Fixierung. Bei sicherer Trächtigkeit Umstallung der Sauen in den Wartestall.
  • Für die verbleibenden Tiere der zwei Würfe stehen dann beide Buchten zur Nutzung (=Doppelbucht) zur Verfügung
  • Die Tiere verbleiben in dieser Haltungsumgebung bis zum Schlachten
  • Es gibt dementsprechend nur einen Zeitpunkt, wo Tiere eines Wurfes mit anderen fremden Tieren gemischt werden; nämlich nach dem Absetzen

Sonstige Betriebsarten:

  • Konventioneller Betrieb mit 1400 Sauenplätzen
  • Ebermast seit 2009
  • Haltung unkupierter Tiere seit 2015

Auf Initiative der LBT besuchten verschiedene Fachleute aus der hessischen Landwirtschaftsverwaltung den Betrieb und waren ebenfalls positiv überrascht. Auch deshalb wird nun am Landesbetrieb Eichhof dies Verfahren als "wean to finish" System zu Versuchszwecken etabliert. Der Stall ist in Bau und soll noch in diesem Jahr fertig gestellt werden.

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