Im Internet gibt es mittlerweile einige Anbieter, die sich auf das Vermieten von Hühner spezialisiert haben. Es besteht auch die Möglichkeit, Küken beim Schlüpfen zu beobachten oder Hühnern beim Heranwachsen zuzuschauen.
Aber was genau versteht man unter Miethühnern?
Die Hühner werden in der Regel in kleinen Gruppen von vier bis fünf Tieren für mindestens zwei Wochen vermietet. Im Mietpaket enthalten sind ein mobiler Hühnerstall, Zaun, Futter sowie Infomaterial für den Mietenden und eine kurze Einweisung. Voraussetzung für den Mietvertrag ist ein ausreichender und geeigneter Platz für die Tierhaltung von mindestens 25 qm mit möglichst gewachsenem Boden. Der durchschnittliche Mietpreis pro Woche liegt zwischen 130 und 205 Euro zuzüglich der Anlieferungskosten.[1]
Neben privaten Haushalten sind es vor allem Kindergärten, Schulen, aber auch Senioren - und Pflegeeinrichtungen, die Gefallen an dieser Erfahrung mit den lebenden Tieren gefunden haben. Kinder sollen lernen, schon früh Verantwortung für Lebewesen zu übernehmen und durch den Umgang und die Pflege mit den Tieren Respekt und Wertschätzung zu erfahren. Familien aus der Stadt erhalten so einen Einblick in die Natur und können einen bewussteren Umgang und Verständnis für die Herkunft und Beschaffenheit von tierischen Lebensmitteln gewinnen. Bevor sie sich zum Kauf eigener Hühner entscheiden, können Familien so erste wichtige Erfahrungen sammeln und ihre Entscheidung kritisch überdenken. Für die Seniorinnen und Senioren oder auch pflegebedürftige Personen ist die Beobachtung der Tiere im sozialen Miteinander - verbunden mit den entsprechenden Geräuschen und Verhaltensritualen - eine willkommene Abwechslung ihres Alltags.
ABER: Das Wohl der Tiere muss bei allen Überlegungen an oberster Stelle stehen.
Die Tiere brauchen - abgesehen von entsprechendem Auslauf und Beschäftigungsmöglich-keiten - ausreichend Futter und sauberes Wasser. Der Stall und die Umgebung müssen Schutz vor Beutegreifern und Raubtieren bieten. Hühner sind ausgesprochen standorttreue Tiere. Ein ständiger Ortswechsel mit neuer Umgebung führen bei Hühnern zu Stress und Unwohlsein. Wie jedes Tier benötigen auch Hühner eine gewisse Zeit, um sich an neue Gegebenheiten anzupassen und sich in ihrem neuen Zuhause wohlzufühlen. Nicht zu vergessen, dass sich die Tiere nicht nur andauernd an neue örtliche Gegebenheiten anpassen müssen, sondern auch an ein immer wieder neues menschliches soziales Umfeld. Hinzu kommt ein nicht unerheblicher Stress durch das ständig wechselnde Handling und den Transport.
Verantwortung üben in der Haltung von Hühnern
Insgesamt kann das Mieten von Hühnern eine lehrreiche Erfahrung sein und einen Eindruck über den Umgang mit Tieren und den Ursprung von Lebensmitteln vermitteln. Voraussetzung ist aber immer, dass die Bedürfnisse der Tiere stets im Vordergrund stehen. Wie bei jeder Tierhaltung bedarf es ausreichender Sachkenntnis, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere zu schützen. Jeder Interessierte sollte sich vor der Mietentscheidung ausreichend bei Fachleuten informieren und sich die nötigen Kenntnisse über den Umgang mit diesen Tieren aneignen. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass die - auch kurzzeitige - Haltung von Hühnern Verantwortung erfordert und jede Menge Arbeit mit sich bringt. Neben dem regelmäßigen Säubern des Hühnerstalls müssen die Tiere gefüttert werden und brauchen ebenso ausreichenden Auslauf und Beschäftigungsmöglichkeiten. Es ist daher keine gute Idee, jemanden mit Miethühnern als Geschenk zu überraschen, denn im Zweifel bringen die Beschenkten gar nicht das nötige Interesse auf, um sich mit den Tieren zu beschäftigen. Seriöse Vermietungen lehnen solche Anfragen ohnehin ab.
Miethühner werden meist in Gruppen von 3-5 Tieren angeboten. Um den Umzug für die Hühner möglichst stressarm zu gestalten, sollte die Mietdauer zwei bis drei Wochen nicht unterschreiten und immer mit dem gleichen Stall und in der gleichen Gruppenzusammensetzung erfolgen. Seitens der Mieterin/des Mieters muss eine ausreichend große unbefestigte Fläche vorhanden sein (ca. 25 m² Rasen o.ä.).
Aber auch bei optimalen Bedingungen: Seien Sie sich bitte darüber bewusst, dass Miethühner sich immer wieder neu an wechselnde Orte und Betreuungspersonen gewöhnen müssen und dies nicht ihrem natürlichen Lebensrhythmus entspricht.
Viele Hühnervermietungen nennen als Grund ihrer Tätigkeit den Wunsch, Menschen vor der unüberlegten Anschaffung von Hühnern zu bewahren - was gut gemeint ist und sinnvoll sein kann. Aber wenn Sie sich für die Hühnerhaltung interessieren und das Mieten in Betracht ziehen - vielleicht besteht ja auch im Bekanntenkreis / sonstigen Umfeld die Möglichkeit, mitzuhelfen und sich so mit den Abläufen vertraut zu machen?
[1] Knoll-Sauer et al. (2022) „Hühnervermietung – Chicken on Tour – Hühnerglück auf Zeit?“ in: 27.Internationale DVG-Fachtagung zum Thema Tierschutz, in: DEUTSCHE VETERINÄRMEDIZINISCHE GESELLSCHAFT E.V., 341 f.